Future Music is a literal translation from German and is usually used in a metaphorical sense for plans which are to be realised in the future. For this exhibition works were selected that deal with images and sound as an audio-visual whole or integrated interplay, and which are based on differing content inside a visionary field. The musical compositions and sounds, such as noises made by natural phenomena or animals, occur in the works of art as equal partners to the image. They stimulate, supplement, exaggerate, stand in contrast to, or call for, each other. The photographic works too are either combined with sound or can trigger associative sounds in the mind.
Hearing sound leads to changes in the reception of images, just as looking at images influences the perception of accompanying sound. The works are developed conceptually: the involvement with time and space as well as structure, order, rhythm and the sequence of events have critical roles to play as the images and sounds interrogate, reflect and transgress their own spatial and temporal domains. On the one hand, the montages of images and sound evoke a feeling of harmony through their aesthetic and atmospheric appearance as well as through their immersive character. On the other hand, however, this atmosphere can be ruptured at any time by dystopian, threatening, surreal but also absurd situations and sounds. Or else, in the case of a sound-absorbing image object, there is a complete withdrawal of sound and we attain a state of silence …
Walter Mirtl is showing a selection of current videos most of which have self-composed soundtracks. In these short videos, his preferred art medium for many years, the visual and audio material are of equal importance and meld to a synthesis. The image information is of extremely short duration and looped while the soundtrack runs through the whole video. Only rarely is this the other way around. Usually two pictures from two different contexts are combined, replacing each other either by abrupt cuts or rapid cross-fades. Mirtl depicts states and events with which he wants to stimulate sensory impressions. Together with the often threatening, repetitive soundtrack surreal and enigmatic situations are created. As in a musical score he uses a vertical organisation of image levels and sound levels.
Petra Noll-Hammerstiel
Der Begriff „Zukunftsmusik“ wird im übertragenen Sinn für Vorhaben verwendet, deren Realisierung in der Zukunft liegt. Für diese Ausstellung wurden Werke ausgewählt, die sich auf der Basis unterschiedlicher Inhaltlichkeit im visionären Bereich bewegen sowie Bild und Ton in ein audio-visuelles Zusammen- bzw. Wechselspiel bringen. Die musikalischen Kompositionen und die Geräusche bzw. der Sound – etwa auch Geräusche von Naturphänomenen oder Tieren – treten in den künstlerischen Werken als gleichberechtigte Partner der Bilder auf. Sie stimulieren, ergänzen, (über-)steigern oder kontrastieren die Bilder oder bedingen sie. Auch die fotografischen Arbeiten sind entweder mit Sound kombiniert oder sie können assoziativ Töne im Kopf erwecken.
Das Hören von Klängen führt zu einer veränderten Rezeption von Bildern, ebenso wie das Sehen von Bildern die Wahrnehmung des Tons beeinflusst. Die Arbeiten sind konzeptuell entwickelt; die Auseinandersetzung mit Zeit und Raum sowie Struktur, Ordnung, Rhythmus und Verlauf nimmt eine tragende Rolle ein, wobei Bild und Ton jeweils ihren eigenen Bereich in Bezug auf Räumlichkeit bzw. Zeitlichkeit befragen, reflektieren und überschreiten. Durch ihre ästhetische, atmosphärische Erscheinung und ihren immersiven Charakter wecken die Bild-/Tonmontagen einerseits Gefühle der Harmonie. Diese Stimmung kann aber jederzeit durch dystopische, bedrohliche, surreale, auch skurrile Situationen und Klänge gebrochen werden. Oder es kommt, wie in einem schallschluckenden Objekt-Bild, zum Entzug des Tons und wir erreichen den Zustand der Stille …
Walter Mirtl zeigt eine Auswahl aktueller Videos mit vorwiegend selbst komponiertem Sound. Kurze Videos, in denen visuelles und klangliches Material eine gleichwertige Synthese bilden, sind seit vielen Jahren sein bevorzugtes künstlerisches Medium. Sowohl Ton als auch Bild können Auslöser für die künstlerische Idee sein. Die Bildinformationen sind extrem kurz, dauern nur Sekunden und werden geloopt, während die Tonspur über das ganze Video läuft – nur selten ist dies umgekehrt, wie etwa bei 밤 2시 (zwei Uhr nachts). Meist werden zwei Bilder aus verschiedenen Kontexten miteinander kombiniert, die jeweils durch abrupte Schnitte oder Überblendungen rasch abgelöst werden. Mirtl möchte keine eindeutigen Geschichten erzählen; er schildert vielmehr Zustände und Ereignisse, mit denen er Sinneseindrücke stimulieren möchte. So bleiben auch die Titel bedeutungsoffen. Sind diese zweiteilig, bezieht sich häufig der erste Teil auf das Bild, der zweite auf den Ton (etwa bei okura-frosch), wobei die Offenheit für Assoziationen der Betrachter-/ HörerInnen aber stets bestehen bleibt. Zusammen mit dem häufig bedrohlichen, repetitiven Sound – den eindringlichen, oft maschinenhaften, metallischen oder auch tierischen Geräuschen sowie menschlichem Stimmengewirr und Flüstern –, entstehen surreal-rätselhafte Situationen. Die Entwicklung eines Videos bei Mirtl ist dem Erstellen einer Komposition vergleichbar; er verwendet, wie bei einer Partitur, eine vertikale Gliederung aus Bild- und Tonebene. Mal sieht und hört man Teile gleichzeitig, dann wiederum nur eine bestimmte, wechselnde Kombination der Einzelelemente.
Petra Noll-Hammerstiel